Es wird dunkel am Horizont

Im Herbst, wenn die Abende länger werden, ist es mir zur Gewohnheit geworden " alte Schinken" aus meiner Bibliothek auszugraben.

So habe ich mich vor einigen Tagen in einen alten Reclam " Was ist Aufklärung" vertieft und habe folgenden immer noch brandaktuellen Satz von Christoph Martin Wieland wiederendeckt.

 

"Es gebe Fälle, wo zu viel Licht schädlich sey, wo man es nur mit Behutsamkeit und stufenweise einfallen lassen dürfe.« Gut! nun kann dieß mit der Aufklärung, die durch Unterscheidung des Wahren und Falschen bewirkt wird, in Teutschland wenigstens der Fall nicht seyn; denn so stockblind ist unsere Nation nicht, daß sie wie eine Person, die am schwarzen Star operiert worden ist, behandelt werden müsse. Es wäre Spott und Schande, wenn wir, nachdem wir schon dreihundert Jahre lang nach und nach einen gewissen Grad von Licht gewohnt worden sind, nicht endlich einmal im Stande seyn sollten, hellen Sonnenschein ertragen zu können. Es greift sich mit Händen, daß das blose Ausflüchte der lieben Leute sind, die ihre eigenen Ursachen haben, warum es nicht hell um sie seyn soll. "

Ja ja.. es wäre Spott und Hohn...

 

Kaum zu glauben, wie wir heute die Erkenntnis der Aufklärung mit Füssen treten.

Wir können den hellen Sonnenschein ertragen! Noch im Sommer haben wir so empfunden!

Es lag Euphorie in der Luft, es gab Solidarität auf den Bahnhöfen.


Nun aber, da der Herbst die Blicke wieder trübt, wird`s dunkel am Horizont. Der schwarze Star stellt sich wieder ein in Teutschland.

Die platte Attitüde" Wir schaffen das.."  weicht der gesellschaftlichen Realität.

Wir haben ein neues Asylbeschleunigungsgesetz verabschiedet, welches im Kern nicht nur dem Geiste der Aufklärung, der UN Menschenrechtscharta und den Genfer Flüchtlingskonventionen widerspricht, sondern ausschliesslich auf Ausgrenzung und Abschottung gerichtet ist .

Wir müssen der dumpfen Sehnsucht nach einer kulturell homogenen Gesellschaft widerstehen. Es gab in der Geschichte grosser Nationalsaaten nie eine kulturell homogene Gesellschaft und es wird sie auch zukünftig in unserer globalisierten Welt nicht geben.

Wir sollten uns also an das helle Licht gewöhnen.

 

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